via integralis Newsletter Nummer 10, 27. November 2020
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Newsletter Nummer 10, 27. November 2020
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Liebe Leserinnen und Leser,
Advent und Weihnachten in einer
aussergewöhnlichen Zeit! Wie können wir die
immer neue Ankunft und die Gegenwärtigkeit
Gottes erfahren in einer aufgewühlten
Lebenssituation? Corona ist wieder
allgegenwärtig, und dabei fällt schmerzlich
auf, dass in unseren Nachrichten vor allem
schweiz- und europazentriert berichtet wird. Wo
bleiben die Länder in Südamerika, Asien und
Afrika? Viele Menschen weltweit schauen mit
grossen Ängsten auf die kommende Zeit und sind
bereits wirtschaftlich am Ende. Isolation,
Misstrauen, Verunsicherung, Hunger und Verluste
sind vielerorts bereits Realität. Gerade in
Krisenzeiten stellt sich uns die Frage von
Dietrich Bonhoeffer neu: «Sind wir noch
brauchbar?» Sind wir als Menschen auf einem
spirituellen Weg fähig, auf die drängenden
Fragen unserer Zeit zu antworten?
Der spirituelle Impuls von Regula Tanner geht
in diesem aktualisierten Sinn der in der Bibel
gestellten Frage nach: Was muss ich tun…?
Niklaus Brantschen, der Gründungsvater und
Doyen der via integralis, welcher zusammen mit
Pia Gyger unsere Kontemplationsschule ins Leben
gerufen hat, erörtert, warum es auch heute noch
Zen-Lehrer braucht, und er teilt seine Freude
mit uns über Jürgen Lembkes Ernennung:
Wozu braucht es Zen-Lehrer?
Um dem Neuernannten den Puls zu fühlen und zu
erfahren, wie es ist, wenn «Zen-Lehrer» und
«via integralis Kontemplationslehrer» in ein
und derselben Person aufeinandertreffen,
stellte Regina Grünholz einige Fragen. Im
Interview mit Jürgen Lembke wird ebenfalls die
Bedeutung klar, als Präsident unseres Vereins,
selbst eine jahrzehntelange Zen-Schulung
durchlaufen zu haben.
Im September dieses Jahres haben sich die
Lehrenden der via integralis in der Fortbildung
auf ein herausforderndes und gleichzeitig
befreiendes Thema eingelassen: Spiritualität
und Sexualität. Wie verbunden sind diese
Lebensbereiche? Warum erscheinen sie uns
manchmal so getrennt? Dazu berichtet Hella
Sodies ausführlich in Die sinnliche Seele –
Spiritualität und Sexualität und beleuchtet die
Hintergründe, wie diese Trennung überhaupt
zustande gekommen ist. Hella gibt uns auch
schon Passagen weiter aus dem noch nicht
erschienenen Buch der Autorin Franziska Bolt,
welche die Fortbildung als Ärztin und
spirituelle Frau geleitet hat.
Corona hat zu vielen neuen gelebten Formen der
Spiritualität geführt. Eine Art, spirituell
miteinander den Austausch zu pflegen, ist im
Netzwerk «Verbunden in der Stille» möglich,
über welches Claudia Nothelfer und Margrit
Wenk-Schlegel in ihrem Beitrag schreiben.
In der neuen Rubrik: «Blick über den
Tellerrand» führt uns in dieser Ausgabe Alois
Ebneter in die alte Tradition des Alp-Segens
ein.
Hella Sodies empfiehlt uns als Lese- und
Geschenk-Tipp das Buch «Stille» von Erling
Kagge. Es nennt sich «Ein Wegweiser». In 33
kleinen Geschichten geht Kagge der Frage nach:
Was ist Stille eigentlich und wo ist sie
anzutreffen? Warum ist sie heute wichtiger denn
je?
Der zweite Lese-Tipp stammt von Regina
Grünholz. Er gibt uns einen Einblick in die
Thematik des Buchs von Richard Rohr:
«Alles trägt den einen Namen. Die
Wiederentdeckung des universalen Christus». –
Was hat es mit dem Christentum in unserer
nachchristlichen Zeit auf sich?
Regula Tanner weist auf unseren nächsten, den
5. Lehrgang «Kontemplationslehrer*in via
integralis» hin, der 2021 beginnen wird.
Der Gemeinschaftstag via integralis wird zum
ersten Mal im Mai 2021 in St. Gallen
stattfinden. Lesen Sie Näheres dazu im Artikel
«Verbunden in der Stille».
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Das Redaktionsteam heisst Hella Sodies als
neues Mitglied herzlich willkommen. Hella
Sodies ist Absolventin des vierten via
integralis Lehrganges und seit Januar 2020
Mitglied in der Lehrergruppe. Als Theologin und
Gemeindeleiterin bringt sie wertvolle
Erfahrungen und einen spannenden Hintergrund
mit und ist eine echte Bereicherung.
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Wir freuen uns über die 10. Ausgabe des
Newsletters und wünschen Ihnen ein
inspirierendes Lesevergnügen.
Regula Tanner und Margrit Wenk-Schlegel,
spirituelle Leitung der via integralis
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Was soll ich tun…?
Spiritueller Impuls von Regula Tanner
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«Was muss ich tun…» Diese Frage stellt sich im
Alltag zurzeit fast täglich. Vielleicht in
Varianten wie: «Was soll ich tun», «Was darf
ich tun?», oder auch «Was soll ich gerade nicht
tun?». Es sind Fragen, die dort gestellt werden,
wo die eingeschliffenen Muster nicht mehr
tragen oder durch neue Entwicklungen
durchbrochen werden. In der Bibel wird die
Frage «Was soll ich tun?» zweimal mit einer
Fortsetzung gestellt: «Was muss ich tun, um
ewiges Leben zu erben?»
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Wozu braucht es Zen-Lehrer?
von Niklaus Brantschen
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Am 21. November 2020 wird Niklaus Brantschen –
er hat zusammen mit Pia Gyger vor bald zwanzig
Jahren eine Zen-Linie und die
Kontemplationsschule via integralis gegründet –
Jürgen Lembke zum Zen-Lehrer ernennen. Im
Folgenden erinnert er daran, was Zen ist, warum
gute Zen-Lehrer nötig sind und wie Zen als ein
integrales Moment zur via integralis gehört.
Zen ist einfach. Es hat mit dem Naheliegenden
zu tun. Ein kurzer Blick auf die beiden grossen
spirituellen Ströme Chinas, die das Zen
mitgeprägt haben, macht dies deutlich: Für
Konfuzius ist der WEG (gross geschrieben) das
Innere Gesetz: `Der WEG ist nahe, aber die
Menschen suchen ihn in weiter Ferne. Nicht für
einen Augenblick können wir von ihm getrennt
sein. Das, wovon wir getrennt sein können, ist
nicht der WEG`.
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Interview mit dem neu ernannten Zen-Lehrer Jürgen Lembke
Geführt von Regina Grünholz
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RG: Jürgen, schon einmal haben wir uns zu einem
Interview getroffen. Das war im November 2016
am Bahnhof in Zürich … erinnerst du dich noch?
– Im Medizinischen würde man von einer
`Zwischenanamnese` sprechen: was hat sich bei
dir in grossen Zügen seit dem 14. Oktober 2016
ereignet?
JL: Du sprichst von dem Interview, welches wir
beide nach der Vereinsgründung der via
integralis geführt haben. Damals wie heute ist
es mir ein Anliegen, Menschen die Erfahrung des
Aufgehoben-Seins zu ermöglichen.
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Die sinnliche Seele – Spiritualität und Sexualität
Ein Einblick in die diesjährige Fortbildung der
via integralis Lehrenden vom 4. - 6. September
2020 auf dem Maria Lindenberg
von Hella Sodies und Franziska Bolt
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An der diesjährigen Lehrer*innen-Fortbildung im
September auf dem Lindenberg im Schwarzwald hat
sich eine grosse Zahl der via integralis-
Lehrenden unter dem Leitgedanken «Die sinnliche
Seele» auf ein anspruchsvolles Thema eingelassen:
Unter der Leitung und Begleitung von Franziska
Bolt, Ärztin und seit Jahren Forschende auf
diesem Fachgebiet, stellten wir uns dem bis
heute bestehenden, oft schmerzhaften Bruch
zwischen einer offen gelebten Spiritualität und
einer vielfach von Sprachlosigkeit geprägten
oder gar unterdrückten, teilweise heimlich und
pervertiert gelebten Sexualität, die viel
Leiden erzeugt. Ein existentielles Thema, ein
Thema, das beileibe nicht nur für der via
integralis zugewandte Menschen relevant ist,
das aber gerade für uns als via integralis, die
wir uns einer integralen Spiritualität
verpflichtet wissen, aus den Dunkelkammern ins
Licht unseres Bewusstseins zu holen ist.
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Verbunden in der Stille
Ein kraftvolles Feld für Heilung, Wandlung,
Frieden und Gerechtigkeit
von Claudia Nothelfer und Margrit Wenk-Schlegel
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Nach dem Jahrestreffen der Lehrerinnen und
Lehrer der Kontemplationsschule via integralis
im Februar 2020 spürte Claudia Nothelfer einmal
mehr, wie gut die Verbundenheit untereinander
tut und wie stark das Kraftfeld ist, das sich
im gemeinsamen Meditieren in einer grossen
Gruppe aufbaut. Daraus erwuchs das Bedürfnis,
dieses Potenzial zu nutzen, eine zusätzliche
Form der Verbundenheit unter den Lehrenden zu
schaffen und Meditierende von aussen mit
einzubeziehen. Es war die Zeit, in der das
Corona-Virus Europa erreicht hatte und aus
anderen Ländern tief berührende Nachrichten
über schwer Erkrankte und Sterbende kamen.
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Der Alpsegen
Ein Blick über den Tellerrand von Alois Ebneter
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Wieso komme ich dazu, einen Text über den
Alpsegen zu gestalten? Dies wohl, weil ich zu
Beginn der Coronazeit gefragt wurde, ob ich
nicht einen Stadtsegen (Alpsegen, in der Stadt
gerufen, und an die Coronaverhältnisse angepasst)
auf dem Dach der ökumenischen Haldenkirche in
St. Gallen rufen würde. Damals habe ich sofort
zugesagt, obwohl ich über den Hintergrund des
Alpsegens gar nicht viel wusste. Wer einen
tiefen Glauben an die heilvolle Wirkung des
Segensrufes auf der Alp hat, kann durchaus
diese Art Gebetsrezitation in die Stadt
übertragen. Wie auf der Alp, wo neben dem
Sennen vielleicht keine Menschenseele in der
Nähe ist, so kann der Stadtsegen auch in die
laute Stadt gerufen werden und ein ganzes
Quartier einhüllen.
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«Stille» von Erling Kagge
Lesetipp von Hella Sodies
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Der Norweger Erling Kagge ist Autor, Jurist,
Verleger und Kunstsammler, vor allem aber ist
er ein Abenteurer. Und Vater von drei Töchtern.
Er ist der erste Mensch, der Südpol, Nordpol
und den Mount Everest erreichte. Und das
innerhalb von vier Jahren. Auch den Untergrund
New Yorks, die Kanalisation und Tunnel, hat er
bereist. Was er entdeckt hat auf seinen
Expeditionen?
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«Alles trägt den einen Namen» von Richard Rohr
Lesetipp von Regina Grünholz
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«Christus» bezeichnet die transzendente
Wirklichkeit in allen Dingen, DAS, wo alle
Dualität, alle Bewertung und Unterscheidung
nicht ist, wo ES eins ist, alles in allem.
Zustand, Ziel und Bewegung hin zugleich.
Christus als transformierendes Prinzip, alle
Religionen und Kulturen überspannend. Richard
Rohr tastet sich an die Namen «Jesus» und
«Christus» heran. Wie erhalten sie Gültigkeit
für die gesamte Menschheit? Ja, für alles
Seiende?
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Lehrgang Kontemplationslehrer*in via integralis 2021 - 2023
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Vom 23. - 25. Oktober 2020 nahmen elf
Interessierte aus der Schweiz und aus
Deutschland am Informationswochenende in
Wislikofen teil. Trotz Masken und Abstand
gelang es, die via integralis kennenzulernen,
miteinander ins Gespräch zu kommen und eine
gute Grundlage für die Entscheidung zu
erarbeiten. Mit diesem Wochenende ist die
Anmeldephase eröffnet. Für diejenigen, die
nicht kommen konnten, wird ein Online-Infoabend
angeboten. Weitere Informationen hierzu erteilt
Regula Tanner (r.tanner@katharina-werk.org).
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Begegnungstag via integralis, Samstag, 29. Mai 2021
in der ökumenischen Gemeinde Halden, St. Gallen
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Aus der Erfahrung einer tragenden und
kraftvollen Verbundenheit über Monate durch die
gelebte Stille an vielen Orten entstand die
Idee, ein Gemeinschaftstreffen zu lancieren. So
laden wir ein zu einem Begegnungstag im
nächsten Frühling. Alle Interessierten am Weg
der Kontemplation, alle Übenden und alle
Lehrenden sind herzlich zu diesem Tag der
Begegnung und Stille eingeladen.
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via integralis, CH-4000 Basel
info@viaintegralis.ch,
www.viaintegralis.ch
Redaktionsmitglieder:
Regina Grünholz, Hella Sodies,
Margrit Wenk-Schlegel, Jürgen Lembke
Layout:
Thomas Borghoff – Web Engineering,
www.borghoff.de
Bildnachweis:
Adrian Zimmermann, Jürgen Lembke, Franziska Bolt,
Claudia Nothelfer
Auflage:
Der Newsletter wird an rund 800 Abonnenten aktiv
versendet.
Erscheinungsweise:
zweimal jährlich, jeweils vor Pfingsten und vor
dem 1. Advent.
Einblick in die Newsletterausgaben mit allen
bisher erschienenen Artikeln und Texten finden
Sie auf unserer Website www.viaintegralis.ch.
Dort finden Sie ebenfalls Hinweise zu aktuellen
und geplanten via integralis Anlässen.
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