via integralis Newsletter Nummer 13, 3. Juni 2022
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Newsletter Nummer 13, 3. Juni 2022
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Liebe Leserinnen und Leser,
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Der Weg der Stille führt in die Wahrnehmung der
Verbundenheit, ja tiefer noch, in die Erfahrung
der Einheit allen Lebens. Das Anliegen jedes
ernst zu nehmenden spirituellen Weges ist es,
die innere Erfahrung ins Leben zu bringen und
nicht in der erfüllenden Leere-Erfahrung hängen
zu bleiben. Innerlichkeit will sich äussern,
Tiefenerfahrung will Ausdruck finden in einer
authentischen Antwort auf die Herausforderungen
des Lebens. «Gelebte Stille und Achtsamkeit
mitten in der Welt und handeln im Bewusstsein
von Verbundenheit und Einheit», so könnte unser
Weg des Erwachens umschrieben werden.
Das Jahrestreffen der Lehrenden im Februar stand
ganz unter diesem Thema: «Aufgestellt für das
Handeln in der Welt!». Denn, wer sich nach
innen aussetzt, kann sich nach aussen einsetzen.
Der Text der Ausrichtung unserer Kräfte, welcher
täglich von Meditierenden der via integralis
rezitiert wird, ist eine kraftvolle
Selbstverpflichtung zum konsequenten Weg des
Erwachens und zur Umsetzung der Erfahrung in
die Themen unserer Welt. Im Spirituellen Impuls
wird die Neufassung dieses Ausrichtungstextes
vorgestellt.
Hella Sodies führte ein Interview mit Gabriele
Geiger-Stappel im Vorfeld ihrer Ernennung zur
Zen-Lehrerin am 29. Mai. Hier begegnen sich
zwei Frauen, die sich von den Weltthemen
herausfordern lassen und den Weg der Stille,
den Weg des Herzens gehen. Entsprechend trägt
Gabriele nun auch den Zen-Namen «Shinmyo», was
so viel wie HerzLicht bedeutet. Ein Name, der
Ausdruck ist für eine grosse Gabe und
gleichzeitig Ausrichtung für die Person, die
ihn trägt. Eine Einladung für uns alle, das
Licht unseres Herzens ins Leben zu verschenken?
Passend zum Motto, mit dem wir seit Monaten
unterwegs sind, fand am 21. Mai das offene
Frühlingstreffen via integralis in St. Gallen
statt. Mit über 60 Teilnehmenden stellten wir
uns dem Thema: «Spiritualität und Weltoffenheit.
Was braucht die Welt heute?». Ein Stimmungsbild
mit Impressionen und Fotos, gestaltet kurz vor
Redaktionsschluss von Francesco Pedrazzini.
Der gleiche Autor schrieb einen
Erfahrungsbericht zur Fortbildung der Lehrenden
mit dem Titel: «Nada-Leere-Nichts». Der Inhalt
dieser Tagung war die Erfahrung der letzten
Wirklichkeit, des Urgrund allen Lebens. Alle
Vorstellungen und Illusionen der Trennung
loslassend wird das Bewusstsein geleert und
kommt heim in die absolute Weite, ins Nada.
Etymologisch gesehen kommt Nada von
non-nata, was «nicht geboren» bedeutet. Nada,
das Namenlose, Ungeborene. Wie finden wir als
Lehrende Sprache dafür?
Die Autobahnkirche ist ein lebendiges Zeugnis
der Verbindung von Alltag und Spiritualität.
Ausfahren aus der Autobahn, zur Ruhe kommen und
gesammelt weiterfahren. Hat die tägliche
Meditation nicht genau diese Funktion? Norbert
Kasper stellt den Ruhe- und Kraftort der
Autobahnkirche in Baden-Baden vor, wo
regelmässig meditiert wird.
Winfried Semmler-Koddenbrock kam als
Spitalseelsorger oft mit Menschen in Kontakt,
die an einer schweren Krankheit litten. Kann
eine solche Grenzerfahrung auch eine Chance
sein? In seinem Beitrag «Plötzlich ernsthaft
krank - Die spirituelle Dimension in der
Krankheit» lässt er uns aus einer ganzheitlichen
Sicht teilhaben an seinen Erfahrungen und
tiefgründigen Überlegungen zu Leben, Kranksein
und Endlichkeit.
Im Blick über den Tellerrand berichten die
Autor*innen vom Haus Maria Lindenberg. Dort
halten Männer seit 70 Jahren Gebetswache für
den Frieden in der Welt. Letzten Dezember gab
es eine Begegnung und gemeinsame Anlässe dieser
betenden Männer und Meditierenden der via
integralis mit der Ausrichtung «Meditieren für
eine friedliche Welt». Das gemeinsame Anliegen
war und ist der Friede in der Welt, auch wenn
sich die Gebetsformen unterscheiden. Erlebte
Einheit in Verschiedenheit.
Dass gelebte Spiritualität öffnen kann für eine
tiefe Begegnung mit Menschen aus anderen
Religionen, zeigen die vorgestellten Bücher –
alle entstanden als Frucht interreligiöser
Erfahrungen:
Das Buch «Im Herzen der Spiritualität – Wie
sich Muslime und Christen begegnen können»
beschreibt die Begegnung von Ahmad Milad Karimi
und Anselm Grün, vorgestellt und schmackhaft
gemacht von Gabi Schröder. Die beiden Autoren
beleuchten die Gemeinsamkeiten der religiösen
Ausrichtungen und scheuen sich auch nicht, die
Unterschiede anzusprechen.
Winfried Semmler-Koddenbrock schrieb eine
Buchbesprechung zu: «Das Herz im Gebet der
Sammlung. Non-duales Christsein in Theorie und
Praxis» von Cynthia Bourgeault. Auch sie ist
interreligiös geprägt als Priesterin der
episkopalen anglikanischen Kirche und durch
ihre Auseinandersetzung mit der Gurdjieff-Arbeit,
dem Sufismus, dem tibetischen Buddhismus und
weiteren mystischen Traditionen des Ostens. Sie
ist Lehrerin des Gebets der Sammlung. Hoch
spannend ist ihr Blick auf das non-duale
Bewusstsein.
In Vorfreude machen wir auf das Buch von
Hildegard Schmittfull aufmerksam, das im
Juli 2022 erscheinen wird: «Ehe Abraham wurde,
bin ich. Mystik entdecken mit Zen und
biblischen Schlüsselworten». Hella Sodies gibt
uns eine kurze Vorschau, mit der Möglichkeit,
es schon jetzt zu bestellen.
Sie sehen, es gibt in diesem Newsletter viel
Spannendes zu lesen. Und doch, bedenken wir mit
Laotse: «Die Stille ist die grösste
Offenbarung.»
Margrit Wenk-Schlegel,
spirituelle Leitung via integralis
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Innerlichkeit äussert sich
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Ein spiritueller Impuls von Regula Tanner und Margrit Wenk-Schlegel
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Die erschütternden Ereignisse der letzten Monate
zeigen, wie viel in unserem
Menschheitsbewusstsein noch fehlt, bis sich die
Illusion des Getrenntseins aufgelöst hat und
wir uns als eins mit allem Leben erfahren. Der
Krieg in unserer Nähe kann unseren Blick auf
dieses Ereignis einengen oder uns aufwecken,
die vielen gewaltvollen Konflikte in der Welt
wahrzunehmen. Krieg entsteht aus der Illusion
der Trennung. Aus der Erfahrung der Einheit
wollen wir dem Leben dienen – als Ausdruck
unseres wahren Wesens. Damit die dadurch
freiwerdenden Energien in eine lebensfördernde
Richtung gelenkt werden, brauchen wir eine
verbindliche Ethik.
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Interview mit Gabriele Geiger-Stappel
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Gabriele Geiger-Stappel ist seit 2006
Kontemplationslehrerin der via integralis. Vor
wenigen Tagen, am Himmelfahrt-Sesshin Ende Mai,
wurde sie offiziell von Anna Gamma als
Zen-Lehrerin autorisiert. Im Vorfeld der
Ernennung durfte ich mit ihr im Zendo in
Freiburg i. Br. über die Bedeutung dieses
Schrittes und ihren bisherigen persönlichen Weg
sprechen. – HS: Magst du ein wenig von Spuren
der Sehnsucht in deiner Biografie erzählen, die
in der Ernennung zur Zen-Lehrerin nun auch
ihren äusseren Ausdruck finden?
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Was braucht die Welt heute?
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Impressionen vom Offenen Frühlingstreffen der via integralis von Franceso Pedrazzini
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Am Samstag, 21. Mai 2022, fand erstmals in der
noch jungen Geschichte der via integralis ein
offenes Treffen zum Thema «Was braucht die Welt
heute? Spiritualität und Weltoffenheit» statt.
Gastgeberin war die Ökumenische Kirche Halden in
St.Gallen, seit Jahrzehnten weit herum bekannt
für interreligiöse Anlässe. Die Idee zu der
Tagung war aus dem Wunsch entstanden, im
persönlichen Gespräch neue Kontakte zu knüpfen
sowie Erfahrungen, Ideen und Projekte zur
Kontemplation auszutauschen.
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Fortbildung voller Inspirationen über «Nichts»
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Ein Erfahrungsbericht von Francesco Pedrazzini über die via integralis Fortbildung «Nada – Leere – Nichts», geleitet von Margrit Wenk und Bernhard Stappel, im Februar 2022.
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«Nada» begleitet mich auf meinem spirituellen
Weg in der via integralis. Das simple und
zugleich bedeutungsschwere Wort ist mir zu
einer Richtschnur im Alltag geworden. Und doch
bleibt es mir Geheimnis, mit dem Wunsch es zu
entschlüsseln. So kam ich in Vorfreude mit 15
weiteren interessierten Menschen an die
Fortbildung zu diesem Thema.
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via integralis an der Autobahn
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Kontemplation vor Ort im Fokus, von Norbert Kasper
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Die Autobahnkirche an der Raststätte Baden-Baden
ist ein besonderes Bauwerk. Eigens als
Autobahnkirche gebaut, weist die Zeltform – es
ist keine Pyramide – darauf hin, dass diejenigen,
die in diese Kirche kommen, auch nur
vorübergehend hier sein werden.
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Plötzlich ernsthaft krank – Die spirituelle Dimension in der Krankheit
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Von Winfried Semmler-Koddenbrock
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Der Leib ist unverfügbar. In der Erfahrung von
schwerer Krankheit wird die ganze Zumutung
dieser menschlichen Grundkonstante spürbar.
Winfried Semmler-Koddenbrock, Jahrgang 1956,
geht dieser Zumutung und den Chancen aus seiner
Erfahrung als Pastoralreferent,
Krankenhausseelsorger und Organisationsberater
i.R., Kontemplationslehrer via integralis,
Mitglied in der Ökumenischen Gemeinschaft
Katharina-Werk Basel, und mit langjähriger
Erfahrung in der geistlichen Beratung, nach.
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Haus Maria Lindenberg: Meditieren für Frieden – Ein Anliegen, das verbindet
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Ein Blick über den Tellerrand von Dorothea Welle
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Seit beinahe 70 Jahren ist der Lindenberg in
St. Peter im Schwarzwald geprägt vom Gebet
unzähliger Männer. Rund 1000 Männer verbringen
pro Jahr je eine Woche damit, meist Tag und
Nacht in der Kirche Maria Lindenberg
Gebetswache zu halten.
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«Im Herzen der Spiritualität» von Ahmad Milad Karimi und Anselm Grün
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Lesetipp von Gabi Schröder
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Wer Tiefsinniges über den Islam, das
Christentum und das Verhältnis beider
Religionen zueinander erfahren möchte, dem
empfehle ich das Buch «Im Herzen der
Spiritualität» des Benediktinermönchs Anselm
Grün und des islamischen Philosophen Ahmad
Milad Karimi. Gleich zu Beginn machen die
beiden Gelehrten klar, dass es ihnen
keinesfalls darum geht, durch die
Annäherung Unterschiede zwischen Islam und
Christentum einzuebnen. Gleichwohl eint
beide ein spiritueller Zugang zu ihrer
Religion.
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«Das Herz im Gebet der Sammlung» von Cynthia Bourgeault
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Buchbesprechungvon Winfried Semmler-Koddenbrock
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Cynthia Bourgeault hat eine hervorragende
Wahrnehmung für die inneren Vorgänge in der
Meditation, sprachlich genau, definierend, was
sie meint. Das hilft, das Geschehen in meinem
Inneren zu verstehen und dafür Sprache zu finden.
Der Schwerpunkt des Buches behandelt das
non-duale oder vereinende Bewusstsein als Kern
der Kontemplation.
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Ehe Abraham wurde, bin ich. Mystik entdecken mit Zen und biblischen Schlüsselworten
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Eine Vorschau zum Buch von Hildegard Schmittfull, von Hella Sodies
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Im Juli erscheint ein Buch von Hildegard
Schmittfull, das in den letzten Jahren zu einem
ihrer Herzensanliegen geworden ist. Es
verheisst eine inspirierende Lektüre für
spirituell suchende und offene Menschen.
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via integralis, CH-4000 Basel
info@viaintegralis.ch,
www.viaintegralis.ch
Redaktionsmitglieder:
Margrit Wenk-Schlegel, Hella Sodies,
Gabi Schroeder, Francesco Pedrazzini,
Adrian Zimmermann
Layout / Newsletter-Mailversand:
Thomas Borghoff – Web Engineering,
www.borghoff.de
Bildnachweis:
Gabriele Geiger-Stappel, Norbert Kasper,
Francesco Pedrazzini, Dorothea Welle,
Adrian Zimmermann
Auflage:
Der Newsletter wird an rund 800 Abonnenten aktiv
versendet.
Erscheinungsweise:
zweimal jährlich, jeweils vor Pfingsten und vor
dem 1. Advent.
Einblick in die Newsletterausgaben mit allen
bisher erschienenen Artikeln und Texten finden
Sie auf unserer Website www.viaintegralis.ch.
Dort finden Sie ebenfalls Hinweise zu aktuellen
und geplanten via integralis Anlässen.
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